Kompetenzraster 50 Kompetenzraster und Lernaufgaben

Ausgangslage und Zielsetzung

Lehrerin mit SchülerinnenKompetenzraster sind ein pädagogisches Instrument für Lehrpersonen, das die Kompetenzorientierung im österreichischen Schulsystem auf vielen Ebenen verankern soll. Dafür präzisieren sie die in den Lehrplänen festgelegten Kompetenzbeschreibungen. Die den Kompetenzrastern zugrundeliegenden Lehrpläne beantworten die Frage: WAS soll in einem bestimmten Zeitraum gelernt werden? Kompetenzraster geben Lehrpersonen darüber hinaus Hinweise, WIE GUT etwas gekonnt werden soll und konkretisieren somit die zu erreichenden Kompetenzen einer Schulstufe.

Der Mehrwert von Kompetenzrastern manifestiert sich im Wesentlichen in fünf Anwendungsszenarien, und zwar

  • als Basis für die Semester- bzw. Jahresplanung
  • als Grundlage für die Unterrichtsplanung und Erstellung von kompetenzorientierten Lernaufgaben
  • als Reflexionshilfe für den eigenen Unterricht
  • als Diagnoseinstrument
  • als Ausgangspunkt für Gespräche mit Schülerinnen und Schülern sowie Erziehungsberechtigten

Präzisierung der Fachlerpläne

Aufbau und Struktur der Kompetenzraster

Kompetenzen werden Schritt für Schritt aufgebaut – sie durchlaufen Entwicklungsprozesse. Das bedeutet, dass Kompetenzen zu verschiedenen Zeitpunkten in verschiedener Ausprägung vorhanden sind. Ein kleines Kind kann beispielsweise erste Silben lesen, ein Jugendlicher kann bereits Informationen aus einem Zeitungsartikel entnehmen und Studierende können vielleicht auch wichtige Informationen in Gesetzestexten ermitteln. Diesem stufenweisen Prozess des Kompetenzerwerbs versuchen auch die Kompetenzraster mithilfe von Kompetenzniveaus gerecht zu werden. Sie weisen aus, in welcher Schulstufe welche Kompetenzen in welchem Ausmaß erworben werden sollen.

Kompetenzraster untergliedern sich grundsätzlich in drei Kompetenzniveaus, auf denen Schüler/innen Kompetenzen erwerben sollen: „Kompetenzniveau 1, 2 und 3“. Je nach Unterrichtsgegenstand und Schulstufe werden entweder alle drei Kompetenzniveaus oder aber in einem ersten Schritt „nur“ das Kompetenzniveau 1 ausgearbeitet. In der Sekundarstufe I wird zudem die Unterscheidung der Leistungsniveaus „Standard“ und „Standard AHS“ berücksichtigt.

Die nachstehende Tabelle gibt einen Überblick zu den bisher entwickelten Kompetenzrastern. Der Fokus wurde dabei vorerst auf die Unterrichtsgegenstände der Primarstufe sowie auf ausgewählten Unterrichtsgegenstände der Sekundarstufe I und Sekundarstufe II (9. Schulstufe) gelegt.

Unterrichtsgegenstand 1. Sst. 2. Sst. 3. Sst. 4. Sst. 5. Sst. 6. Sst. 7. Sst. 8. Sst. 9. Sst.
Deutsch KR* KR* KR*** KR*** KR*** KR*** KR*** KR*** KR*
Lebende Fremdsprache/Englisch KR* KR* KR*** KR*** KR* KR*** KR*** KR*** KR*
Mathematik KR* KR* KR* KR* KR* KR* KR* KR*  
Volksgruppensprachen     KR*** KR***     KR*** KR***  
Religion KR* KR*  KR*  KR*  KR*  KR*  KR*  KR*   
Bewegung und Sport KR* KR* KR* KR*          
Kunst und Gestaltung KR* KR* KR* KR*          
Musik KR* KR* KR* KR*          
Sachunterricht KR*** KR*** KR*** KR***          
Technik und Design KR* KR* KR* KR*          

KR* = Kompetenzraster mit einem Kompetenzniveau
KR*** = Kompetenzraster mit bis zu drei Kompetenzniveaus

Beispielhafte Lernaufgaben

„Eine Lernaufgabe ist eine Lernumgebung zur Kompetenzentwicklung. Sie steuert den individuellen Lernprozess durch eine Folge von gestuften Aufgabenstellungen mit entsprechenden Lernmaterialien so, dass die Lernenden möglichst eigentätig die Problemstellung entdecken, Vorstellungen entwickeln und Informationen auswerten. Dabei erstellen und diskutieren sie ein Lernprodukt, definieren und reflektieren den Lernzugewinn und üben sich abschließend im handelnden Umgang mit Wissen.“ (Leisen, 2010. https://recc.tsn.at/news/lernaufgaben-zur-entwicklung-von-kompetenzen-fuer-die-sek-i-und-sek-ii. Zugriff am 15.03.2023)
Die entwickelten beispielhaften Lernaufgaben illustrieren, wie die in den Kompetenzrastern formulierten Kompetenzen (Teilkompetenzen und Kompetenzniveaus) durch Aufgabenstellungen im Unterricht erworben werden können. Beispielhafte Lernaufgaben weisen eine hohe fachdidaktische Güte auf und entsprechen den Vorgaben des Lehrplans. Sie umfassen u. a. Eingangsvoraussetzungen, die zur Bearbeitung bzw. zur Lösung der jeweiligen Lernaufgabe erforderlich sind. Weiters enthalten Lernaufgaben Lösungsvorschläge (einen Erwartungshorizont), denen die Schüler/innen bei der korrekten Ausführung der Aufgabe gerecht werden. (vgl. Bundesministerium für Bildung und Frauen, 2015. Bildungsstandards in der Berufsbildung)
Lehrpersonen können die entwickelten beispielhaften Lernaufgaben direkt 1:1 im Unterricht einsetzen oder als Anregung für eigene Überlegungen zur Entwicklung von Lernaufgaben verwenden.

Entwicklung der Kompetenzraster und beispielhaften Lernaufgaben mit breiter Beteiligung

Die Entwicklung der Kompetenzraster inkl. beispielhaften Lernaufgaben erfolgte von Fachexpertinnen und -experten aus der Praxis, Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktikern der Pädagogischen Hochschulen und Universitäten sowie – in den Unterrichtsgegenständen Deutsch und Englisch – unter Einbindung von Vertreter/innen des Instituts des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen (IQS). Darüber hinaus unterstützte ein wissenschaftlicher Beirat, bestehend aus Professorinnen und Professoren unterschiedlicher Universitäten, als Beratungsgremium den Entwicklungsprozess.

Hande von Schülerinnen, die übereinander liegenZeitplan

Im Schuljahr 2021/22 wurden die erstellten Kompetenzraster und beispielhaften Lernaufgaben einem breiten Rückmeldeprozess unterzogen. Nach diesen Qualitätssicherungsschleifen wurden die vorliegenden Instrumente im Schuljahr 2022/23 finalisiert. Seit dem Schuljahr 2023/24 stehen die Kompetenzraster und beispielhaften Lernaufgaben den betroffenen Schulen zur Verfügung.

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